Wochenenderzählungen – Impulse zum Nachdenken und Alternativen

Wochenenderzählungen haben eine lange Tradition im Grundschulunterricht. Doch hat dieses Ritual überhaupt noch eine Berechtigung? Kann man die Kinder nach einem Wochenende gewinnbringender ins Gespräch bringen? 

Ich persönlich finde Wochenenderzählungen schwierig. Die Gründe dafür sind folgende:

  • Was ist mit Kindern, deren Eltern am Wochenende einfach nichts mit ihnen machen? Die nicht viel erleben? Ist es für diese Kinder dann nicht jede Woche ein Schlag ins Gesicht, wenn andere von ihren schönen Ausflügen und tollen Erlebnissen erzählen?

    Und versteh mich bitte richtig: Kinder müssen es auch aushalten können, wenn jemand freudig von etwas erzählt, was sie nicht erlebt haben. Aber das ergibt sich im täglichen Miteinander. Für mich stellt sich die Frage, ob ich das in Bezug auf die Wochenendgestaltung Woche für Woche neu initiieren möchte.
  • In manchen Klassen – und das ist sicherlich abhängig von der Altersstufe, dem sozialen Umfeld der Kinder, dem Schulsprengel, usw. – antwortet gefühlt die Hälfte der Kinder auf die Frage: „Was hast du am Wochenende gemacht?“ mit „Ich habe gezockt.“
    Das kann mehrere Gründe haben. Manche Schülerinnen und Schüler erleben an einem Wochenende wirklich nichts anderes. Andere finden es cool, diese Antwort zu geben.

    Doch wenn das das Ergebnis eines Gesprächskreises ist, finde ich das nicht wirklich gewinnbringend und erfüllend.
  • Zuletzt ist für mich noch der Zeitaspekt zu nennen. Manche Wochenenderzählungen dauern fast eine Schulstunde. Unterrichtszeit ist für mich eine sehr wertvolle Zeit. Ich möchte sie für mich und meine Schüler bestmöglich nutzen. Da stellt sich dann für mich die Frage, ob „Kosten“ (Zeitaufwand) und Nutzen im Verhältnis stehen. Die Frage muss jede Lehrkraft für sich entscheiden. Sollte die Hälfte der Erzählungen ein „Ich habe gezockt“ sein, ist es zumindest eine Abwägung wert.

Doch das heißt nicht, dass ich auf Erzählkreise verzichte. Im Gegenteil, der Sitzkreis ist eine wichtige, täglich mehrmals genutzte Sozialform meines Unterrichts. Und auch zu Beginn jedes Tages kommen wir dort zusammen und beginnen gemeinsam den Tag mit einem Morgenritual. Und wenn ich mehr über meine Schülerinnen und Schüler herausfinden möchte, sie zum Sprechen und Nachdenken anregen will, dann stelle ich ganz gezielte Impulsfragen. Beispiele seht ihr unten.

Außerdem kann ich das Spiel „Erzählt euch mehr“ für Kids (unbezahlte Werbung) empfehlen. Ich ziehe immer wieder eine Karte und lese sie den Kindern vor. Meine Klasse liebt diese Fragen und fordert diese auch immer wieder ein. „Fragst du uns heute wieder etwas?“ kommt dann von allen Seiten. Und das tue ich – denn so bekomme ich Einblicke in Gedanken, die Kindern üben das Sprechen in ganzen Sätzen, wir lernen uns gegenseitig besser kennen und das Begründen von Gedanken wir auch noch geübt!

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